Im Jahr 1898 startete der Import ausländischer Autos auf die karibische Insel, denn eine eigene Automobilindustrie hat es auf Kuba nie gegeben. Bis der Markt Anfang der 1910er Jahre mit amerikanischen Autos überflutet wurde, waren es überwiegend europäische Autos, die die Straßen Kubas eroberten. Kubanische Historiker sprechen hier sogar von einer „Invasion“ nordamerikanischer Autos. Unter der Regentschaft des Diktators Batista in den 1950er Jahren wurde Kuba regelrecht von den Wagen aus Nordamerika überschwemmt. Inspiriert und motiviert von dem „american way of life“ strebten viele der Inselbewohner nach einem eigenen bunten Luxusschlitten aus Amerika. Doch zu dieser Zeit konnten sich überwiegend Großgrundbesitzer und amerikanische Immigranten den Traum eines eigenen Autos erfüllen. Auch auf Kuba galt das Auto als wichtiges Statussymbol der wohlhabenden Oberschicht.
Aus dieser vorrevolutionären Zeit sind heute noch Oldtimer der Marken Cadillac, Ford, Buick, Chrysler, Dodge, Plymouth, Pontiac, Chevrolet und Oldsmobile auf den Straßen von Kuba zu finden. Nach der Revolution im Jahr 1959 wurden nicht nur US-amerikanische Firmen, sondern auch Immigranten aus den Vereinigten Staaten enteignet. Die kubanische Oberschicht floh zum Großteil in die USA und versuchte zusammen mit dem amerikanischen Militär zwei Jahre später die neue, sozialistische Regierung unter Fidel Castro zu stürzen – vergeblich. Die diplomatische Katastrophe eskalierte und Kuba orientierte sich während des kalten Krieges in den folgenden Jahrzehnten an ihrem neuen Schirmherren, der Sowjetunion. Nun fanden sogenannte „Ostmobile“ der sozialistischen Marken Moskwitch und Lada ihren Weg auf Kubas Straßen. Gleichzeitig verhängte die amerikanische Regierung ab dem Jahr 1960 stufenweise ein Handelsembargo gegen das sozialistische Kuba. Bis heute erschwert diese wirtschaftliche Restriktion das Leben der Kubaner und der Autobesitzer enorm.
Für die stolzen Besitzer der Oldtimer sind die Wagen heutzutage Fluch und Segen zugleich. Nicht selten passiert es, dass die Fahrgäste den Fahrern ein paar Minuten bei den optimistischen Startversuchen der Oldtimer beobachten oder sogar den Wagen anschieben müssen, bevor die Fahrt überhaupt erst losgeht. Die alten Motoren und Karosserien benötigen viel Aufmerksamkeit und wer hier nicht selbst ein Händchen für das Schrauben besitzt, muss für die Reparaturen in den meist kleinen privaten Werkstätten viel Geld bezahlen, denn Ersatzteile sind rar und teuer. Aber auch in den Werkstätten von Kuba sind den kreativen Autoschraubern Grenzen gesetzt, denn viele Ersatzteile können letztendlich nicht mit den teils selbst erfundenen und improvisierten Werkzeugen nachgebaut werden, sondern müssen für viel Geld aus Amerika importiert werden – über Umwege versteht sich. Wahre Oldtimer Fans sollten nicht enttäuscht sein, wenn das Motorengeräusch nicht mehr „original“ klingt. Denn zu den Oldtimern auf Kuba gehört eben auch, dass die Reparaturweltmeister mit improvisierten Ersatzteilen und markenfremden Motoren die Oldtimer über Jahrzehnte am Leben erhalten.
Übrigens: Als Kubareisender sollte man sich nicht in einen der stattlichen Oldtimer verlieben. Autos dürfen heute immer noch nur mit staatlicher Genehmigung ge– oder verkauft werden. Damit soll verhindert werden, dass die Oldtimer von Kuba ins Ausland verkauft werden, denn hier wäre der Markt sehr lukrativ für die Besitzer der Automobil-Dinos.
Die Fahrt mit einem Oldtimer auf Kuba ist ein authentisches Erlebnis und jeder Kubareisende sollte es sich während seiner Reise auf einer der vielen ledernen und bunten Rückbänke der Oldtimer einmal bequem machen. Mit offenem Fenster können sich die Kubafans völlig entspannt bei gemächlichen 90 km/h Höchstgeschwindigkeit zum nächsten Strand fahren lassen oder zum angesagten Tanzclub. Ob Sammeltaxi in den Städten oder privat, für jede Situation findet sich auf Kuba ein passendes Oldtimertaxi. Innerstädtisch bieten sich auf Kuba die kostengünstigen Sammeltaxis an. Mitfahrer sollten jedoch ein paar Minuten mehr für die Fahrtzeit einrechnen, denn das Einsammeln weiterer Gäste und der ein oder andere Smalltalk beim Zahlen kann für eine gewisse Verzögerung sorgen. Bei individuellen Ausflügen eignen sich die privaten Oldtimertaxen auf Kuba eher. Denn beispielsweise bei einem Tagesausflug zum Strand warten die Fahrer geduldig auf ihre Gäste zu einem zuvor ausgehandelten Betrag, der erst bei der Rückfahrt fällig wird. In der Hoffnung auf ein ordentliches Trinkgeld werden die Zeitabsprachen auf Kuba in der Regel sehr zuverlässig eingehalten. Wer Interesse an einer privaten Fahrt zum Beispiel zum Strand hat, kann die Besitzer der Casa Particular ansprechen. Diese organisieren solche Fahrten gerne und vermitteln ihre Gäste an die Fahrer ihres Vertrauens. Wer in Großstädten unterwegs ist, kann sich auch nach einer persönlichen Stadtrundfahrt im Oldtimer erkundigen. Hier erzählen die Fahrer der ungewöhnlichen Fahrzeuge außergewöhnliche Geschichten rund um ihre Heimatstadt, die so in keinem Reiseführer zu finden sind und natürlich von ihrem Auto.
Beim Anblick der traumhaft schönen Oldtimer ist der Wunsch, einen für seine Kubareise zu mieten natürlich sehr verständlich. Tatsächlich gibt es einige wenige Anbieter auf Kuba, die das Mieten eines Oldtimers ermöglichen. Auf unserer Plattform wird jedoch kein Angebot für das Mieten eines Oldtimers auf Kuba unterstützt und das aus folgenden Gründen: Gerade einmal ein Prozent der Kubaner ist im Besitz eines Autos. Im Jahr 2009 gab es sogar noch mehr Pferdekutschen als Automobile. Viele der Oldtimer sorgen für den Lebensunterhalt zahlreicher kubanischer Familien, denn als privates oder als Sammeltaxi lässt sich hier überdurchschnittlich viel Geld verdienen. Dementsprechend wertvoll ist der Oldtimer für seinen kubanischen Besitzer oder seine Besitzerin. Die meisten Fahrer würden ihren Oldtimer in keinem Fall aus der Hand gegeben und diese beispielsweise Touristen zur Miete zur Verfügung stellen. Zu groß ist die Gefahr, dass die unerfahrenen Gäste mit dem Mietwagen auf den Straßen von Kubas in einen Unfall verwickelt werden. Sich für diesen Mietwagen-„Worst-Case“ zu versichern, ist auf Kuba nahezu unmöglich. Nicht umsonst stehen die nostalgischen Fahrzeuge unter Denkmalschutz. Generell gilt, wenn ein kubanischer Oldtimer zu Schrott gefahren wird, stirbt ein Stück der kubanischen Geschichte. Wir von Cuba Vida raten daher dringend davon ab, sich selbst an das Lenkrad eines kubanischen Oldtimers zu setzen und einen Oldtimer auf Kuba zu mieten. Auch als Beifahrer ist eine Oldtimerfahrt auf Kuba immer ein wahres Erlebnis!