Santa Clara

Keine Beschreibung von Santa Clara, einer Stadt im Herzen Kubas, kommt um das Wort „geschichtsträchtig“ herum. Durch die Hauptstadt der Provinz Villa Clara weht bis heute der stolze Wind der Revolution. Kuba Reisende passieren Santa Clara aufgrund seiner zentralen Lage oft beiläufig über die Autopista Nacional oder die Carretera Central. Warum sich ein Stopp in dieser revolutionsgeschichtlich bedeutenden Stadt lohnt erfahrt ihr in unserem Santa Clara Reiseführer.

 

Warum sich ein Stopp in dieser revolutionsgeschichtlich bedeutenden Stadt lohnt erfahrt ihr in unserem Santa Clara Reiseführer.

Die Geschichte der Stadt und die Geschichte der Revolution Kubas gehen Hand in Hand, denn hier in Santa Clara wurde die wichtigste Schlacht der Revolution ausgetragen und von den Guerilleros gewonnen. Aber beginnen wir am Anfang: Die kubanischen Revolutionäre haben vor dem Sturz von Fulgenico Batista einen ermüdenden zweijährigen Guerillakrieg aus den Bergen der Sierra Maestra heraus geführt. Als der diktatorisch regierende Staatspräsident im Jahr 1958 mit einem gepanzerten, mit Waffen, Proviant und 373 Soldaten beladenen Zug der Revolution im Osten des Landes ein für alle Mal ein Ende setzen wollte, stellten sich 18 Freiheitskämpfer unter der Führung von Ernesto Che Guevara entgegen. Am 29. Dezember 1958 zerstörte der legendenumwitterte Che Guevara mit Hilfe eines Bulldozers 30 Meter der Gleise und brachte damit den gefürchteten Panzerzug zum Entgleisen. Die zahlenmäßig weit unterlegenen Rebellen setzten dem Zug mit selbstgebastelten Molotov-Cocktails dermaßen zu, dass den Soldaten nichts anderes übrig blieb als sich zu ergeben.

Dieser Sieg wurde zu einem Wendepunkt der Revolution. Nicht nur wegen der vielen Waffen, die die Guerilleros erbeuteten, sondern auch wegen seiner Symbolkraft. Plötzlich wechselte viele Regierungssoldaten die Seite und schlossen sich den Revolutionären an. Nachdem anschließend auch Santa Clara selbst erobert wurde, floh Batista am 1.1.1959 in die Dominikanische Republik. Die Einnahme von Santa Clara war der größte militärische Erfolg von Ernesto Che Guevara. Sie gilt als endgültiger Befreiungsschlag, denn von diesem wichtigen Stützpunkt aus konnte nun auch das Flachland bis nach Havanna erobert werden. Noch heute erinnern beispielsweise Einschusslöcher am Hotel Santa Clara Libre an die entscheidende Schlacht um Santa Clara. Mit Stolz bewahren die 200.000 Einwohner von Santa Clara jedes noch so kleine Denkmal an den triumphalen Sieg der Revolutionäre über die Stadt.  

Historisches Santa Clara

Monumento al Tren Blindado in Santa Clara

Natürlich wird auch der gepanzerte Zug in Ehren gehalten, denn er gilt als DAS Symbol der Niederlage Battistas. Demgegenüber ist der Bulldozer DAS Symbol des Sieges der militärisch unterlegenen Revolutionäre. Der Tren Blindado ist am originalen Standort als kleines Freilichtmuseum gestaltet worden. Hier wird den Interessierten und Revolutionsenthusiasten ein Einblick in die Revolutionsgeschichte Kubas gewährt. Bei den hier gezeigten Exponaten handelt es sich um originale Waffen, Schwarz-Weiß Fotos, die nach dem Gefecht aufgenommen wurden und eben auch den berühmten Bulldozer. Nicht erschrecken, denn dieser wurde aus unerfindlichen Gründen komplett gelb lackiert. Zudem sind einige der Beschreibungen ausschließlich in spanischer Sprache vorzufinden. Eine Führung durch die Anlage kann also einen großen Mehrwert bieten. Wer in den engen Zugwagons in Ruhe die selbst gebastelten Molotov-Cocktails und weiteres besichtigen will, der sollte früh am Morgen oder am späten Nachmittag das Monumento al Tren Blindado besuchen. Von Santa Claras Zentrum, dem Parque Vidal aus, sind es lediglich 10 Minuten zu Fuß.#

 

 

Santa Claras Museo Memorial Monumento Ernesto Che Guevara

Die Kubaner verehren jedoch nicht nur die Kampfstätten des Umsturzes, sondern auch einen der wichtigsten Anführer der Rebellen – den gebürtigen Argentinier Ernesto Che Guevara. Ganz Santa Clara steht im Zeichen ihres Helden. Um diesen Heldenpathos zu verstehen ist ein Besuch des Museo Memorial Monumento Ernesto Che Guevara der Ort der Wahl. Die große Gedenkstätte auf dem „Plaza de la Revolución“ wurde zum 30ten Todestags von Ernesto Che Guevara am 8. Oktober 1997 erbaut. Im Zentrum des Monuments wacht die Statue des Revolutionärs erhoben auf einem steinernen Podest und in voller Kampfmontur gekleidet über Santa Clara. Die über sechs Meter hohe Figur ist in Andenken an seinen größten Sieg mit gebrochenem Arm dargestellt worden – eine Verletzung, die der Rebellenkommandant von dem Kampf um Santa Clara davon getragen hat. Links der Statue zeigt ein großes Flachrelief die bedeutenden Kampfszenen im Leben des Che Guevara, denn nach dem Umsturz auf Kuba ging es für den Revolutionär weiter in den Kongo und schließlich nach Bolivien, wo er seinen Kampf fortsetzte und schließlich im Gefecht starb. Vor dem Relief sind Ausschnitte aus seinem Abschiedsbrief, den er vor dem Verlassen der Insel verfasste eingemeißelt. „So ist denn die Zeit gekommen, dass wir uns trennen müssen. (…) Ich lasse hier meine reinste Hoffnung als Erbauer einer Gesellschaft zurück, und (…) ich lasse hier ein Volk zurück (…) das mich als Sohn aufgenommen hat. Das schmerzt mich tief.“ Die Gründe seiner Abkehr von Kuba sind bis heute nicht eindeutig geklärt – es wird vermutet, dass Che Guevara und Fidel Castro im Zwist lagen. Teil der Anlage ist auch das Mausoleum. Hier werden die Gebeine des Revolutionärs gemeinsam mit 38 bolivianischen Untergrundkämpfern aufbewahrt. In der dunklen Grabstätte brennt die „ewige Flamme“ für den Freiheitskämpfer und beschert dem ein oder anderen Revolutionsfan ein Gefühl der Ehrfurcht und Gänsehaut. Das angeschossene Museum schafft es das chaotische Leben des Che Guevara aufzuarbeiten und gibt durch zahlreiche persönliche Exponate wie Briefe, Kleidungstücke und Tagebücher einen guten Blick auf den Menschen, der hinter all den Legenden und dem Pathos versteckt liegt. Da die Geschichte von Santa Clara auch mit der Geschichte von Che Guevara eng verknüpft ist, wird diese in dem Museum gleich mit aufgearbeitet. Fotos sind hier übrigens strengstens verboten und an kaum einem anderen Ort auf der Insel wird strenger darauf geachtet. Die Anlage ist in 20 Minuten zu Fuß vom Parque Leoncio Vidal zu erreichen. Wer darüber hinaus noch mehr über das Leben des Ernesto Che Guevaras erfahren will, dem können wir mit gutem Gewissen die Biografie „Che“ geschrieben von Lee Anderson empfehlen.

 

Die Altstadt von Santa Clara

Die Altstadt von Santa Clara ist, wie so viele Städte Kubas von pittoresker Schönheit. Auch hier stehen zahlreiche historische Gebäude, manche in besserem und viele in schlechterem Zustand.

 

Parque Leoncio Vidal

Der Parque Leoncio Vidal, benannt nach dem 1896 bei einem Kampf um die Stadt gefallenen General, ist der Hauptplatz von Santa Clara. Hier zeigt sich Kuba herausgeputzt und frisch renoviert. Der kleine Park mit gepflegten Grünflächen und kleinen Denkmälern lädt auf den zahlreichen Bänken im Schatten hochgewachsener Bäume zum Verweilen ein. Im Gegensatz zu vielen anderen, von Touristen hochfrequentieren, zentralen Plätzen Kubas sammeln sich hier vor allem junge Einheimische, die den Flair des Parque Leoncio Vidal genießen wollen und zur authentischen und positiven Stimmung an diesem Platz in wesentlichem Maße beitragen. Für Kinder gibt es hier eine kleine Ziegenkutsche, die für nur 1 US$ um den gesamten Parque Leoncio Vidal fährt. Der Parque ist vor allem abends schön anzusehen, sobald die Sonne untergeht wird er wunderschön beleuchtet. Wie in Kuba üblich, ist das kulturelle Herz der Stadt um den Hauptplatz angesiedelt. So befinden sich hier unter anderem das Teatro de la Caridad, das Museo de Artes Decorativos und die Stadtbibliothek. Am Parque selbst liegt auch das Hotel Santa Clara Libre anzufinden, dessen Fassade noch von Einschusslöchern des berühmten Schlacht um Santa Clara durchlöchert ist.

Teatro de la Caridad

Für nur einen US-$ lockt das kleine Teatro de la Caridad Kulturfans aus aller Welt in den Vorstellungssaal. Das Stadttheater von Santa Clara ist keineswegs in frischrenoviertem Zustand, was jedoch den historischen Charme des alten Gebäudes fast noch unterstreicht. BesucherInnen fühlen sich bisweilen mitten in historische Schauplätze, wie wir sie sonst nur aus Filmen kennen, zurückversetzt. Wer dort eine Aufführung sehen will, muss aber viel Glück haben und sich rechtzeitig um die Tickets kümmern.  

 

Museo de Artes Decoratives

Bei dem Museo de Artes Decoratives handelt es sich um ein „konserviertes“ Haus aus dem 18ten Jahrhundert. Diese Art der Gestaltung von Museen ist typisch für die Insel – mit einfachen Mitteln wird das, was war, in dem Originalzustand erhalten und mit informativen Tafeln aufbereitet. So ist in diesem historischen Gebäude vieles geblieben, wie es einst die Hausherrin, eine reiche Kubanerin, die kurz vor der Revolution von der Insel geflohen ist, hinterlassen hat. Hier sind neben vielen Alltagsgegenständen und Möbeln auch wertvolle Antiquitäten ausgestellt und ermöglichen eine Zeitreise in das Santa Clara der vorrevolutionären Vergangenheit. Für nur 1 US-$ Eintritt kann das Museo de Artes Decoratives besichtigt werden. Hier werden sie kaum länger als 30 Minuten für einen Rundgang brauchen und können sich bei Interesse eine Führung in spanischer Sprache hinzubuchen.  

Iglesia de Nuestra Señora del Buen Viaje

Auch die Iglesia de Nuestra Señora del Buen Viaje befindet sich im Zentrum von Santa Clara, nur 10 Minuten zu Fuß vom Parque Leoncio Vidal entfernt. Erbaut Anfang des 17ten Jahrhunderts und zahlreiche Male renoviert und ergänzt besticht die Kirche heute durch einen interessanten Architekturmix aus neoklassizistischer, gotischer und romanischer Architektur. Im Inneren der Iglesia de Nuestra Señora del Buen Viaje spannt sich eine imposante Holzdecke über die BesucherInnen. Lohnenswert ist ein Besuch der Kirche auch, wegen des schönen Platzes vor der Kirche. Das Besondere ist, dass hier neben der Iglesia de Nuestra Señora del Buen Viaje, die Kirche Iglesia Parroquial Mayor de San Juan Bautista angesiedelt ist. Kurios, denn die Messen werden werden stets abwechselnd in einer der beiden Kirchen abgehalten.

Junges, buntes und musikalisches Santa Clara

Santa Clara ist eine typische Universitätsstadt. Die neue Generation gebildeter KubanerInnen bringt eine besondere Wohlfühlatmosphäre in die Stadt. Sie füllen die Bars am Abend und verzaubern ihre Stadt mit Kreativität und einem akzeptanten Miteinander. Sie tanzen mindestens so ausgelassen, wie ihre Eltern aber Seite an Seite mit extra dafür angereisten Drag Queens aus Havanna. Santa Clara ist auch die Geburtsstädte wichtiger kubanischer MusikerInnen. Wie an so vielen Orten der Insel wird hier das Ansehen der nächtlichen Taktgeber hochgehalten. In zahlreichen Bars können Reisende sich dem feiernden Volk anschließen.

 

Santa Clara als „Gay-Heaven“

Santa Clara gilt als die LGBTQI* freundlichste Stadt Kubas. Nicht umsonst wird Santa Clara auch der „Gay-Haven“ genannt. Der Ursprung dieser weltoffenen Entwicklung liegt im bis heute geöffneten Club Mejunje. Hier wurde bereits im Jahr 1984 die erste Drag Queen Show der Karibik aufgeführt, zu einer Zeit in der Homo-  und Queerphobie eine allgegenwärtige Bedrohung für queere Menschen darstellte und gesellschaftlicher Konsens war. Die Stadt war zudem im Zuge der Legalisierung der Ehe für Homosexuelle großer Befürworter und eine starke treibende Kraft. Im Club Mejune feiern bis heute Menschen aller Couleur, jeden Geschlechts und jeder Sexualität unbeschwert und mit Freude an der Musik neben- und miteinander. Im Übrigen wird, ungewöhnlich für Kuba, in dem historischen Club erst am Abend Alkohol ausgeschenkt.

Die Umgebung von Santa Clara

Loma del Caprio

In 40 Minuten Fußweg entfernt liegt der Loma del Caprio. Ein Hügel der zur Zeit der Revolution militärisch eingenommen wurde und entscheidender Brückenkopf für Che Guevaras Truppen für die endgültigen Eroberung von Santa Clara war. Wer es die zahlreichen Treppenstufen hinauf, bis zum Denkmal schafft, wird mit einem super Ausblick auf Santa Clara belohnt. Vorsicht jedoch, ein Großteil des Aufstieges muss in der prallen Sonne zurückgelegen werden – es sollte also an ausreichend Sonnenschutz und Wasser gedacht werden. Es empfiehlt sich daher auch nicht in der prallen Mittagshitze den Loma del Caprio zu besteigen. Abends können Kubafans hier in aller Ruhe einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen und Energie für feucht-fröhliche Nächte sammeln.

 

Parrandas de Remedios

Das große Weihnachtsfestival Parrandas in Remedios lädt die Inselbewohner und Touristen in den Tagen vom 16.12 bis zum 26.12 zu berauschenden Festen ein. Es gilt sogar als eines der größten Feste der gesamten Karibik. Während des Festes ist die Stadt ist in zwei Gruppen unterteilt, den Carmelitas (Symbol ist der Adler) und den Sansaries (Symbol ist der Hahn). Diese liefern sich während der Parrandas einen leidenschaftlichen Wettbewerb. Auf zuvor erbauten imposanten Wagen (Carroza) zieht das feiernde Volk durch die Stadt. Die Wagen sind mit riesigen Figuren bestückt, welche wiederum mit bunten Glühbirnen geschmückt sind. Am 24.12 erreicht das Festival seinen Höhepunkt mit wagemutigen Shows, inklusive handgemachter Feuerwerke und verrückter Showeinlagen, buhlen die zwei Gruppen vor zahlreichen staunenden BesucherInnen um den Sieg. Remedios liegt eine Stunde Autofahrt Richtung der Nordküste Kubas von Santa Clara entfernt. Wer zur Weihnachtszeit auf Kuba ist, sollte sich dieses Fest auf keinen Fall entgehen lassen.

Restaurant und Bar Tipps für Santa Clara

Saborearte

Das großflächige Restaurant Saborearte liegt nur zwei Blocks entfernt vom Parque Leoncia Vidal. Hier können Gäste sowohl im Gebäude als auch in einem überdachten Außenbereich Platz nehmen. Dekorativ auffällig sind hier die zahlreichen Pflanzen, die über den Köpfen der Gäste in großen Kübeln von der Decke hängen. Das Restaurant ist äußerst beliebt, auch bei den Einheimischen und überzeugt mit guter, bodenständiger kreolischer Küche zu günstigen Preisen. An der hölzernen Bar werden ausgezeichnete Mojitos für die durstigen Gäste gezaubert.

La Albada

Ebenfalls in direkter Umgebung des Parque Leoncio Vidal liegt das La Albada. Ein mittelpreisiger Paladar in bester Lage. Alle Gerichte sind hier auf einem anständigen Niveau und werden meist direkt als Dreigängemenü verkauft. Wie auf Kuba üblich sind die Portionen mehr als großzügig und der Service stets auf Trapp. Die Atmosphäre im Restaurant selbst ist angenehm warm und an manchen Abenden wird mit entspannter Livemusik zur romantischen Stimmung im Restaurant La Albada beigetragen.