Varadero

Kubas beliebtestes Urlaubsziel Varadero ist ein wahrer Touristenmagnet. Das Strand- und Hotelparadies ist nicht nur mit einem eigenen Flughafen bestückt, es ist zudem nur 3 Stunden von Havanna entfernt. Individualreisende sollten hier keine falschen Erwartungen mitbringen: In Varadero ist der Strand das Highlight. Für Kultur- und Naturerlebnisse sind andere kubanische Städte und Regionen attraktiver. Wie Ihr trotz Massentourismus authentische kubanische Erlebnisse in der 7000 Einwohnerstadt haben könnt, verraten wir in unserem Varadero Ratgeber.

 

Die Hintergründe Varaderos

Varadero liegt auf der Halbinsel Hicacos, welche wiederum zur Provinz Matanzas gehört. Die Halbinsel streckt sich am nördlichen Rand Kubas wie ein kleiner Finger von der Insel ab. Es gibt nicht viele Orte in der Karibik und auf Kuba, die sich so ausschließlich auf die Bewirtung ausländischer Gäste fokussiert haben, wie Varadero. Auch die -Zahlen sprechen hier für sich – Varadero hat höchsten Hoteldichte auf Kuba. Der Massentourismus hat in Varadero übrigens eine lange Tradition; bereits vor der Revolution wurden hier die ersten großen Hotelanlagen gebaut und Varadero war vor allen privatwirtschaftlich breit erschlossen. Im Unterschied zu heute waren damals allerdings noch Teile des Strandes exklusiv für Hotelgäste zugänglich. Daran ist heute nicht mehr zu denken. Nach den Enteignungen im Zuge der Revolution war der 22 Kilometer lange Sandstrand wieder komplett öffentlich zugänglich.

Unter der Herrschaft der Spanier galt Varadero als der Ort, wo die Schiffe repariert wurden. Auch Piratenschiffe haben vor Varaderos Küsten mit ihren von den Seeschlachten gebeutelten Segelschiffen geankert, um diese reparieren zu lassen. Der Name „Varadero“ stammt aus dieser Zeit und kann als „Reparaturdock“ übersetzt werden. Die Piraten haben sich oftmals auch in den zahlreichen Höhlen in der Region einen Unterschlupf gesucht. Diese Höhlen können noch heute im Varadero Nationalpark besichtig werden.

Strand und Meer in Varadero

Varaderos kalkweiße Sandstrände erstrecken sich beeindruckende 22 Kilometer entlang der Halbinsel. Wer den Weg von Matanzas oder Havanna in Richtung Varadero in Bus oder Auto auf sich nimmt, der wird sofort merken, auf der Halbinsel angekommen zu sein, denn hier zeigt sich Kuba von seiner besten Seite. Der Sand ist weiß, kaum Müll oder Algen im Sand, unter den Füßen pieksen kaum Steinchen und jede Palme scheint nach Plan gewachsen. Selbst die Quallen der Region scheinen sich an das unsichtbare Gesetz zu halten, das geleckte Bild Varaderos nicht zu stören. Das Strandparadies befindet sich im Übrigen nur auf der nördlichen Seite der Halbinsel. Auf der südlichen Seite erstreckt sich die Schnellstraße entlang des Meeres. Sie ermöglicht, dass Varaderoreisende zügig auch in den obersten Zipfel der Halbinsel zu ihren gebuchten Hotels gelangen.

Am großzügigen Varadero Beach können sich die StrandgängerInnen ihren persönlichen Lieblingsabschnitt suchen. Unsere persönliche Empfehlung ist es, sich im unteren Bereich der Halbinsel aufzuhalten. Hier halten eher die Individual TouristInnen auf und genießen Meer und Sonne. Oberhalb von Varadero City sind ausschließlich riesige Hotelanlagen aufgereiht, deren Gäste sich meist an die nächstgelegenen Strände begeben.

Trotzdem, lohnt es sich den Strand selbst zu Fuß zu erkunden. Die Möglichkeit des beinah endlosen Strandes auszunutzen, der Sonne entgegenzulaufen und sich treiben zu lassen. Auf den Spaziergängen begegnen den Wanderern früher oder später stets die für die Region typischen Landkrabben oder andere beliebte Fotomotive Varaderos. Wer sich zu weit hat treiben lassen, findet in ganz Varadero mit Leichtigkeit ein Taxi, das einen schnell zur eigenen Casa zurückbringt.

Wir empfehlen BesucherInnen Varaderos auch nicht, mit falschen Erwartungen in das Urlaubsgebiet zu reisen, denn was Varadero nicht zu bieten hat, sind unberührte, einsame Sandstrände. Dafür aber traumhafte Sonnenuntergänge, eine super Infrastruktur für UrlauberInnen und viele Wassersportangebote. Ob Segeln, Tauchen, Angeln oder Kitesurfen – in Varadero wird niemandem Langweilig, der auf der Suche nach Action auf dem Wasser ist. Am Strand selbst gibt es zudem an vielen Stellen Beachvolleyball-Felder und zahlreiche Strandbars.

Varadero City

Der zentrale Ort der Kleinstadt Varadero ist der Parque de las 8000 Tequilas (Park der 8000 Schränke). Hier standen früher unzählige Umkleidekabinen und Schränke, in die einheimische StrandbesucherInnen ihr Hab und Gut einschließen konnten. Der Park wurde jedoch grundlegend umgebaut und ist heute der Anlaufpunkt für kaufwütige Reisende. Ein Geschäft nach dem anderen wartet hier auf Kundschaft. Jedoch enttäuscht das Angebot die westlichen BesucherInnen meist. Denn auch im Urlaubsparadies Varadero ist die Auswahl an Produkten aller Art äußerst begrenzt. Wer sich hier großzügig mit Kleidung oder Ähnlichem eindecken will, der enttäuscht werden. Im nebenan liegenden Parque Central steht eine Statue des Nationalhelden José Marti, sowie zahlreiche hochgewachsene Königspalmen. Am Rande warten Kubas bunte Oldtimer-Taxen auf die Gäste Varaderos.

Einer der historischen Hot-Spots der Stadt ist die katholische Kirche Santa Elvira direkt neben den beiden Parks. Diese einfache Kirche erscheint ohne jeglichen Prunk mit einem einfachen Holz- und Steinbau. Die schlichte Kirche stammt aus dem Jahr 1938. Reisende, die gerne an einem Gottesdienst in spanischer Sprache teilnehmen wollen, sollten ihre Gastgeber nach den Messezeiten fragen. Die Gemeinde ist offen und in der einzigen Kirche Varaderos sind somit alle herzlich willkommen.

Leider wurden viele kulturelle Einrichtungen und Feste der Stadt auf Grund des Tourismus vernachlässigt und Varadero hat hier leider nicht mehr viel zu bieten. Dennoch lohnt es sich die Hauptstraße Avenida 1 entlang zu schlendern und ein paar Eindrücke der kleinen Stadt zu sammeln. Hier gibt es Restaurants und Cafés zu entdecken oder die typisch kubanische Architektur der Privathäuser.

Die Artecru Kunstgalerie liegt ebenfalls auf der Avenida 1, kurz vor den Parques. Hier werden die Werke kubanischer KünstlerInnen ausgestellt. Zumeist handelt es sich um originale Öl-Gemälde, die Kubas Landschaft und Natur abbilden, aber auch Abstraktes findet sich hier auf der Leinwand wieder. Die Mitarbeitenden der Galerie sind in der Regel nicht aufdringlich aber erzählen bei Interesse mit Leidenschaft von der ausgestellten Kunst. Die Preise für die Gemälde sind fair und KäuferInnen werden natürlich bei einer transportsicheren Verpackung der Gemälde unterstützt.

Im neun Hektar großen Parque Retiro Josone, im Westen von Varadero City können Reisende einen Spaziergang durch die Vegetation unternehmen. Auf dem kleinen See „El Lago“ können einfache Tretboote gemietet werden. Zudem ist hier ein kleiner Minigolf-Platz und mehrere Gaststätten angesiedelt.

 

Varadero authentisch Erleben

Obwohl Varadero in erster Linie ein touristisches Gebiet ist, können Reisende auch hier Kuba authentisch erleben. Die Voraussetzung dafür ist lediglich, dass man nicht ausschließlich Zeit in den Hotelanlagen verbringt und im besten Falle sogar gar nicht in diesen übernachtet. Auch in Varadero selbst gibt es die ein oder andere Casa Particular (Privatunterkunft) die es IndividualtouristInnen ermöglicht günstig und fernab der All-Inclusive Welt zu leben. Der familiäre Anschluss an die GastgeberInnen bietet zudem viel Raum für Gespräche und Geheimtipps – „Wo gehen eigentlich die Locals essen oder an den Strand und was isst man auf Kuba alltäglich?“. Das authentische Kuba ist auch auf der Halbinsel Varadero zu finden – mit etwas Hilfe der Einheimischen und mit etwas Neugierde werdet Ihr es finden.

Ausflüge rund um Varadero

Wer einen Tagesausflug nach Matanzas unternehmen will, muss lediglich 1 Stunde Bus- oder Autofahrt auf sich nehmen. Matanzas ist die nächstgrößere Stadt in der Nähe von Varadero. Hier leben zahlreiche KubanerInnen, die tagsüber in Varadero selbst arbeiten. Auf dem Weg nach Matanzas überqueren Reisende mehrere spektakuläre Brücken. Bereits hier lohnt sich ein erster Halt, um Natur und Aussicht auf sich wirken zu lassen und bei Interesse sogar Bootsausflüge zu machen. In Matanzas angekommen kann das authentische städtische Alltagsleben der Kubanerinnen beobachtet werden. Hier ist es nicht touristisch und es gilt, auf eigene Faust Stadt- und Uferpromenade zu erkunden. In unserem Artikel zu Matanzas gibt es mehr Infos zur Stadt.

Blick durch die Straßen von Matanzas

Wer ein bisschen Ruhe vor dem Touristenstrom sucht, der kann das Naturschutzgebiet Varahicacos Ecological Reserve im Norden der Halbinsel besuchen. Beim Bezahlen des Eintritts (5 US-$) bekommen die BesucherInnen ein kleines Informationsblättchen für den Rundweg in die Hand. Gemeinsam mit zahlreichen Info-Tafeln können sich die Reisenden hier selbstständig über die unterschiedlichen Stationen informieren. Neben der traumhaften Natur und den Tieren gibt es hier ein offenes Grab mit echten Gebeinen, Termitennester und Höhlen zu entdecken. Der Rundgang dauert ca. 1 Stunde. Wir empfehlen festes Schuhwerk und Mückenspray.

Restaurants und Café Geheimtipps

Factoria Varadero 43 Cervecería
In Varaderos einziger, kleinen Craft Beer Brauerei gibt es viel zu probieren. Für nur einen US-$ pro 330ml Glas können sich durstige Bierfans durch die Bierkarte probieren. Neben Schwarzbier gibt es hier auch Lightbeer und ein Pils. Wir finden die Biere hier sind eine gute Abwechslung zu Crystal und Co.

 

Kaffee – El Golfito
Für einen guten Kaffee aus der Siebträgermaschine lohnt sich der Besuch des kleinen Cafés El Golfito, welches direkt neben einer kleinen Minigolfanlage liegt. Hier gibt es sogar ein paar Sitzmöglichkeiten vor der Türe. Auch die Locals gehen hier ein und aus, um ein Tässchen vorzüglichen Kaffee zu genießen.

 

Salsa Suarez
Das moderne Restaurant Salsa Suarez ist wohl eines der besten in Varadero. Zu fairen Preisen gibt es hier die kubanischen Klassiker in moderner Interpretation und sogar die ein oder andere Sushi Variation finden hungrige Gäste hier auf der Karte. Alles ist frisch, ansprechend und lecker und auch die Atmosphäre im Restaurant selbst ist warm und einladend. Der Service ist hier, wie auf Kuba üblich, äußerst zuvorkommend. Vor allem die Dessertauswahl ist hier außergewöhnlich und lecker.

 

Paladar Nonna Tina
Bodenständig und würzig wird im Paladar Nonna Tina gekocht. Wer die Nase voll hat von dem kubanischen Essen ist hier genau richtig. Das kleine italienische Restaurant hat leckere Pasta und Pizzagerichte im Angebot. Die Pizza ist hier ausgezeichnet und unterscheidet sich von den üblichen kubanischen Pizzen im Geschmack – sie ist dünn und nicht ganz so fettig. Die Meeresfrüchte Pasta sind hier ein Highlight unter vielen. Nur zu spät kommen sollte man nicht – das Lokal ist klein und die Sitzplätze sehr begehrt.

 

Sabor Cubano
Im Sabor Cubano kehren auch die Locals regelmäßig ein. Hier gibt es kubanisches Essen auf seine ehrlichste und leckerste Weise zubereitet – ohne viel Schnick Schnack und Deko dafür aber umso leckerer. Das einfache Ambiente, das eher einem Imbiss gleicht, lädt zwar nicht zum Verweilen ein und ist auch nicht geeignet für ein romantisches Dinner am Abend, aber es schafft eine einzigartig kubanische Atmosphäre. Im Treiben der hungrigen KubanerInnen können sich Individualtouristen auch in Varadero ein Bild vom echten Kuba machen. Das Essen ist zudem lecker und preiswert.